Im Auge des Sturms
Der bekannte Vatikan-Autor Marco Politi hat schon viele Bestseller rund um Papst Franziskus und die Kirche in Rom geschrieben (zul. "Das Franziskus-Komplott, BP/mp 20/735). In diesem Band widmet er sich den Entwicklungen im Zuge der Corona-Krise und wie die Pandemie die Arbeit der Kurie sowie das Leben von Kirchenmitgliedern weltweit verändert hat. In fünf boulevardesk geschriebenen Kapiteln beleuchtet Politi je etwas andere Schwerpunkte: von der Anfangs-Situation in der Stadt Rom, den Schließungen von Gotteshäusern und der radikalen Ausgangssperre in Italien, über die Folgen der Pandemie innerhalb der Kurie bis hin zu den weltweiten politisch-gesellschaftlichen Auswirkungen. Immer wieder steht dabei das Handeln des Papstes im Vordergrund und der Autor wird nicht müde zu betonen, wie mutig, weitsichtig und menschennah Franziskus dabei gewirkt hat. Die Texte sind keineswegs eine systematische Analyse des römischen Umgangs mit der Pandemie, sondern eher eine lockere Zusammenstellung von Anekdoten, Berichten und Beobachtungen rund um die vergangenen anderthalb Jahre "im Zeichen des Sturms". Denn es wird u.a. auch auf die Finanzskandale in Rom oder den politischen Rechtsruck in den USA eingegangen und eher wenig dazu gesagt, welche konkreten Strategien die Kirche für den Umgang mit Corona entwickelt hat oder welche Schlüsse sie daraus theologisch-ekklesiologisch zieht. Insofern ist dieses Büchlein eine nette Lektüre für Papstfans, bleibt aber insgesamt zu oberflächlich und banal. Daher nur auf ausdrückliche Nachfrage einstellen.
Vanessa Görtz-Meiners
rezensiert für den Borromäusverein.
Im Auge des Sturms
Marco Politi ; aus dem Italienischen von Gabriele Stein
Herder (2021)
187 Seiten
fest geb.