Zeit des Zorns
"Zeit des Zorns" zeigt schonungslos die Gedanken und Gefühle eines Zurückgezogenen, der mit dem Verlust seiner Frau und der Verantwortung gegenüber dem Leben, der Liebe und der Tochter zu kämpfen hat und sich dabei mehr gelebt fühlt als selber lebt. Die Anfragen und Anklagen sind von Anfang an anstößig in ihrer erschütternden Direktheit, die auch vor Zorn, Hader und Intimität nicht zurückschreckt. Dieser Schrecken steht dem schonungslosen Schriftsteller quasi noch ins Gesicht geschrieben und wühlt durch seine tastende Sprache auch die Seele des Lesenden auf. Bei alledem wird das Bemühen deutlich, dem Tod nicht das letzte Wort zu überlassen, sondern zu einer ehrlichen Gelassenheit zu finden, die trotz des Todes der Sinnlosigkeit trotzen kann und damit im besten Sinne des Wortes den Tod überwindet. Wer sich an das "Tagebuch einer Trauer" herantraut, traut sich keine leichte, aber eine lohnende Lese-Kost zu!
Reiner Andreas Neuschäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Zeit des Zorns
Günter Franzen
Kreuz (2011)
180 S.
fest geb.