Tu, was dich anlächelt
Die Qual der Wahl zu haben, ist in unserer Gesellschaft zum Dauerzustand geworden. Karriere oder Kinder? Familie oder Unabhängigkeit? Ambivalenzen dieser Art fordern ständig Entscheidungen von uns, und eine wachsende Zahl von Menschen steht diesen Ambivalenzen hilflos gegenüber. Der Zwang zur Entscheidung sorgt für Stress. Und da soll lächeln helfen? Die Psychotherapeutin Katharina Ley zeigt, wie Lächeln als Lebenshaltung (und nicht als oberflächliche Verzerrung bestimmter Gesichtsmuskeln) dabei helfen kann, ambivalente Entscheidungssituationen und die damit verbundenen Gefühle von Zerrissenheit auszuhalten und sie mit mehr Gelassenheit zu lösen. Dabei bezieht sie sich auf den bekannten Buddhisten Thich Nath Hanh, der das Lächeln als "Mund-Yoga" zu einer Achtsamkeitsübung gemacht hat, die innere Entspannung, Ruhe und Frieden hervorbringen soll. Zahlreiche Fallbeispiele aus ihrer therapeutischen Praxis verdeutlichen ihre Gedankengänge. In einem eigenen Kapitel stellt sie Künstler wie Fernando Pessoa und Bob Dylan vor, die aus ihrer inneren Zerrissenheit heraus große Kunst geschaffen haben. - Katharina Leys Buch ist eine bemerkens- und lesenswerte Philosophie des Lächelns, die sich der Ambivalenz des Lebens stellt bis hin zu Tod und Transzendenz. Melancholisch und hoffnungsvoll.
Karola Bartel
rezensiert für den Borromäusverein.
Tu, was dich anlächelt
Katharina Ley
Kreuz (2012)
199 S.
fest geb.
Auszeichnung: Sachbuch des Monats