Das wahre "Drama des begabten Kinders"

Der Sohn der berühmten Psychologin Alice Miller (1923-2010 - "Das Drama des begabten Kindes", 1979), die sich für die Rechte und Würde der Kinder einsetzte, hat sich, mittlerweile selbst Therapeut, seine Kindheit von der Seele geschrieben. Er zeigt Das wahre "Drama des begabten Kinders" die private Seite der Kindheitsforscherin, ohne abzuwerten, ihre traurige Vergangenheit als polnische Jüdin während des Dritten Reichs, ihr Trauma, das die Beziehung zum Sohn geprägt hat. Dabei stellt sich heraus, dass sie genau die Merkmale im Umgang mit ihrem Sohn entwickelte, die sie immer angeprangert hatte: Er erlebte sie als "eine verfolgende, besitzergreifende, hasserfüllte, gefährliche, destruktive Mutter" (S. 131). - Ein faires Buch des erwachsenen Sohnes, der lange Zeiten tiefer Krisen durchlebt hat. Er hat sich kritisch mit ihrem Versagen auseinandergesetzt, ohne ihr Werk infrage zu stellen. Für Alice-Miller-Kenner ein Muss, allgemein ein Zeugnis für die zerstörerische Kraft der Verdrängung und Leugnung von Traumatisierung und deren Folgen auf nachgeborene Generationen.

Karola Bartel

Karola Bartel

rezensiert für den Borromäusverein.

Das wahre "Drama des begabten Kinders"

Das wahre "Drama des begabten Kinders"

Martin Miller
Kreuz (2013)

175 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 576206
ISBN 978-3-451-61168-1
9783451611681
ca. 17,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ps
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