Realitätsverlust
Der Neurowissenschaftler und Psychotherapeut vergleicht zunächst die mittelalterliche und digitale Mystik und blickt kritisch auf die unverhältnismäßige Benutzung von Smartphone, sozialen Medien, Videospielen und Metauniversum. Wer sich auf die Marionettenfäden der Social-Media-Kommunikation mit ihren Zustimmungs- und Ablehnungssymbolen verlässt, verliert den Kontakt zur Wirklichkeit, wird zum Narzissten und unterlässt in seiner Realitätsferne die für den Menschen, seine Gesundheit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt unverzichtbare reale Begegnung mit dem anderen. Abwegig ist vor allem die Sicht des Transhumanismus und seiner philosophischen Vertreter, die den Menschen als algorithmisch arbeitende Maschine betrachten, deren geistige und körperliche Begrenzung es digital zu überwinden gilt. Als Werkzeuge sind die digitalen Tools einschließlich der Künstlichen Intelligenz wertvoll, aber kein Ersatz für das menschliche Miteinander. – Dieses wichtige Buch, das die Versprechen der digitalen Zunft demaskiert, ist als Augenöffner allen Büchereien sehr zu empfehlen.
Helmut Eggl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Realitätsverlust
Joachim Bauer
Heyne (2023)
235 Seiten
fest geb.