Das Haus der verschwundenen Kinder

Belleville ist eine beschauliche, ordentliche Kleinstadt, und Victoria eine Vorzeigeeinwohnerin: Jahrgangsbeste, bis zur Selbstaufgabe ordentlich und bestrebt, alle Regeln einzuhalten. Beinahe zufällig wurde aus ihrem "Projekt" Lawrence ein Freund. Das Haus der verschwundenen Kinder Ursprünglich wollte sie aus dem schusseligen, verträumten und genialen Klavierspieler ein nützliches Mitglied der Gesellschaft machen, aber nachdem sie das seltsame Verhalten seiner Eltern bemerkt, verschwindet er. Sie findet ihn in Mrs. Cavendishs Kinderheim, wohin alle Kinder gebracht werden, die irgendwie anders sind, sich nicht normgerecht verhalten oder ihren Eltern gleichgültig sind. Das Haus scheint ein seltsames Eigenleben zu führen und Victoria gibt sich nicht mit einfachen Erklärungen zufrieden, wehrt sich gegen die Gehirnwäsche und deckt so das Geheimnis auf. - Der alptraumhafte Roman spielt mit Ängsten und Abscheu, mit den Auswirkungen von Konformität sowie den Gründen und Folgen nichtangepassten Verhaltens. Dabei bedient sich die Autorin grausamer und abstoßender Bilder und quält Figuren (und Leser/innen) mit raffinierten Foltermethoden. Die Vorstellung, durch die Gleichgültigkeit der Eltern sowie kleinster Normabweichungen "reif" für Umerziehung zu werden, ist schrecklich. Welche Macht allerdings hinter den allgegenwärtigen Schaben steckt, wird nicht beantwortet und der Epilog zeigt, dass die Gefahr für die Kinder keineswegs gebannt ist. - Ein Horrorroman, der dem endgültigen Schutz der Kinder letztlich keine Chance gibt: hier sind belastbare Leser/innen gefragt.

Astrid Frey

Astrid Frey

rezensiert für den Borromäusverein.

Das Haus der verschwundenen Kinder

Das Haus der verschwundenen Kinder

Claire Legrand
Heyne (2014)

318 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 578004
ISBN 978-3-453-26778-7
9783453267787
ca. 14,99 € Preis ohne Gewähr

Borromäus-Altersempfehlung: ab 12
Systematik: K
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