Der europäische Frühling

Dänemark, um 2025. Das Land ist, wie ganz Europa, geprägt durch die Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Immigranten und der dänischen Bevölkerung. Während in den Städten meist Anarchie herrscht und die Regierung nicht anpassungswillige Muslime in eine gepachtete Enklave in Mosambik deportiert, baut eine kleine wissenschaftliche Elite auf der Insel Lolland eine neue, heile Welt, in der die Technologie alles bestimmt: Intelligente Drohnen und Nanoroboter verrichten die notwendigen alltäglichen Arbeiten, während die Menschen in einer ebenso nachhaltigen wie retrograden Welt ein idyllisches Leben führen. Eine der führenden Wissenschaftlerinnen ist die Neuromedizinerin Elisabeth, der es mit ihrem Team gelingt, einerseits durch Gehirnmanipulation menschenähnlich intelligente Tiere zu schaffen, andererseits den Menschen zu ermöglichen, ihr Bewusstsein in andere Wesen zu verlagern. Ihr Mann Stig, ehemaliger Punk und nun arrivierter Galeriebesitzer in Kopenhagen, lebt sich erst widerwillig, dann mit Vergnügen in diese künstlich-naturbezogene Welt ein, während beider magersüchtige Tochter Emma Entwicklungshelferin in Mosambik wird und dort den Mann ihres Lebens kennenlernt. - Der Autor wird zu Recht als dänische Variante des französischen Bestsellerautors Houellebecq gefeiert: Mit einem spannenden Stil, einer im doppelten Sinne fantastischen Story und durchaus wissenschaftlichem Know-How kreiert er in seinem Roman eine Welt, die den Leser zwischen Faszination und tiefer Nachdenklichkeit zurücklässt. Deshalb eigentlich ein äußerst lesenswerter Roman. Leider - weil für den Fortgang der Handlung in dieser Form absolut nicht notwendig - hat der Autor zahlreiche erotische Passagen mit recht drastischen Beschreibung sexueller Praktiken in die Handlung eingefügt. Deshalb nur Leser/innen zu empfehlen, die gegen eine satte Portion Erotik in der Literatur nichts einzuwenden haben. (Übers.: Günther Frauenlob)