Schützenfest

Gunnar Bäumer hat vor Jahren seinen Heimatort wegen einer unglücklichen Liebe überstürzt verlassen und lebt jetzt in Berlin. Da seine Eltern in Urlaub fahren möchten, erklärt er sich bereit, für diese Zeit deren Haus zu hüten. Dies kommt ihm umso gelegener, da sich seine Freundin erst kürzlich von ihm trennte und ihm etwas Abstand von Berlin guttäte. Dörrfeld, ein Ort irgendwo in der Provinz, hat sich seit seinem Wegzug wenig verändert. Die Nachbarn sind älter, aber nicht anders geworden, die früheren Freunde erkennt er fast nicht mehr wieder und kaum angekommen, tauchen - Gespenstern ähnlich - die meist unguten Erinnerungen von damals vor ihm auf. Dazu gehört auch das alljährliche Schützenfest mit Umzug, Königsschießen, Jahrmarkt und den unweigerlich folgenden Alkoholexzessen. Bäumer möchte sich all dem am liebsten entziehen, wird aber von den Erwartungen der Dörfler und vom Sog der allgemeinen Begeisterung mitgerissen. Er trifft Franzi, seine frühere Geliebte, doch die ist inzwischen verheiratet. Einen Weg zurück gibt es nicht mehr. Eine kurze Jahrmarktsaffäre endet in einer Schlägerei. Der nachfolgende Kater ist schrecklich und Gunnar ist froh, als endlich seine Eltern kommen und er wieder nach Berlin zurückkann. Ein Nebeneffekt seiner kurzen Zeit in Dörrfeld ist, dass der junge Mann nun endlich bereit ist, sich in einer Therapie bewusst seiner Vergangenheit zu stellen. - Ein interessanter Roman, dem es gelingt, die oft unterschiedlichen Lebens- und Gefühlswelten von Stadt- und Landbewohnern durch seine Protagonisten wie in einem Brennglas zu vereinen.