Beim Leben meiner Enkel

Nach der Deutschen Einheit denkt man nicht mehr daran, was die innerdeutsche Grenze mit Stacheldraht und Schießbefehl bedeutete. Die Autorin zeichnet eine deutsch-deutsche Familientragödie nach. Im ersten Teil sind die Gespräche mit den beteiligten Beim Leben meiner Enkel Personen abwechselnd wiedergegeben, entsprechend dem chronologischen Verlauf der Ereignisse. Die Brüder Jürgen und Roberto Resch sowie ein Freund flohen am 3. März 1984 ohne ihre Ehefrauen über die thüringisch-bayerische Grenze. Ihr Plan war, dass ihre Frauen sich der DDR-Staatsicherheit gegenüber unwissend zeigen, um nach längerer Zeit im Rahmen der damals üblichen Familienzusammenführung in die Bundesrepublik entlassen zu werden. Von den drei Ehefrauen wurde nur Jürgens Frau Kerstin nicht zu einer Haftstrafe wegen Beihilfe zur Republikflucht verurteilt. Jürgen erfuhr nach der erfolgreichen Flucht in den Westen, dass seine Frau die DDR nicht mehr mit ihrem gemeinsamen Sohn verlassen wollte. Daraufhin entschloss er sich, illegal - diesmal in Richtung Osten - die Grenzanlagen zu überwinden, um Frau und Sohn doch in den Westen zu holen. Jürgen Resch gelangte zwar zu seiner Frau, jedoch wurde er am nächsten Tag verhaftet und zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Schon damals kam ihm Verdacht, dass seine Frau ihn an die Stasi verraten habe. Beigefügt sind Akten des Ministeriums für Staatssicherheit, in der die unmenschliche Bürokratie deutlich wird. - Anschaulich wird - auch Jugendlichen - vermittelt, wie das Leben in der DDR verlaufen konnte.

Helmut Lenz

Helmut Lenz

rezensiert für den Borromäusverein.

Beim Leben meiner Enkel

Beim Leben meiner Enkel

Heike Otto
Hoffmann und Campe (2011)

219 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 344306
ISBN 978-3-455-50204-6
9783455502046
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge, Bi
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