Auf Reisen
Der Literaturbetrieb ist ohne den "auftretenden Kritiker" (Hubert Winkels), der von einer Veranstaltung zur nächsten eilt, der moderiert und manchmal sogar selbst liest, gar nicht mehr denkbar. Zu dieser Spezies gehört Hellmuth Karasek. Man kennt ihn als Kulturchef des "Spiegel", als klugen Kombattanten im "Literarischen Quartett", als umtriebigen Autor von Glossen- und Erinnerungsbüchern. Nur zu gerne porträtiert sich der Kritiker nun selbst in seinem neuen Buch "Auf Reisen". Die Tücke des Objekts ist der leitende Gedanke dieses Buches, der freilich im selbstgefälligen Ausmalen von Erlebnissen und auch im Hang zu alterssentimentalen Herrenwitzen bisweilen verwässert wird. Heiter erzählt Karasek immer dann, wenn er den Humor auf sich selbst wendet. Dann kann man nachfühlen, wie es einem zumute ist, der nur mit ein Paar staubigen Tennissocken zum Fernsehauftritt nach Salzburg reist oder mit ungültiger Kreditkarte in Zürich unterwegs ist. Aufgesetzt wirkt der running gag mit dem ständig verloren gehenden Handy. Und Berichte über Lesungen gibt es, etwa von C.W. Aigner oder Sarah Kirsch, weitaus bessere. Alles in allem also ein gemischter Eindruck: humorvolle Passagen neben skurrilen Blicken in den Spiegel. Leichte Lektüre, für größere Bestände.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Auf Reisen
Hellmuth Karasek
Hoffmann und Campe (2013)
190 S.
fest geb.