Eine Liebe in Prag
Guenassias Roman beginnt mit Josef Kaplans Geburt 1910 und endet mit seinem hundertsten Geburtstag. Kaplan verbringt eine unbeschwerte Jugend in Prag. Er ist ein guter Tänzer, ein Frauenschwarm. Nach seinem Medizinstudium geht er zunächst nach Paris und dann nach Algier und arbeitet dort in einem Forschungsinstitut. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt Kaplan mit der Schauspielerin Christine zurück nach Prag, wo die beiden heiraten und sich am Aufbau des Sozialismus beteiligen. Anders als Josef erkennt Christine schon früh die Brutalität des Systems und verlässt ihre Familie. Josef, inzwischen ein angesehener Arzt und Politiker, zieht die gemeinsame Tochter Helena alleine auf und erlebt mir ihr den Zusammenbruch des Sozialismus. - Guenassia schildert, wie die Lebensgeschichte eines Menschen von den politischen und gesellschaftlichen Wirren seiner Zeit beeinflusst wird. Ein Buch, das sich Zeit nimmt für die Figuren und ihre Geschichte, und das den Charakteren und ihren Beziehungen zueinander durch wechselnde Perspektiven und Stilmittel Spannung und Tiefe gibt. Überall möglich. (Übers.: Eva Moldenhauer)
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Eine Liebe in Prag
Jean-Michel Guenassia
Insel-Verl. (2014)
509 S.
fest geb.