Am Ende der Polarnacht

1957 zieht Eivor mit ihrem Mann Finn und ihren zwei kleinen Töchtern von Oslo ins Bergbaudorf Longyearbyen auf Spitzbergen. Dort hat Finn eine Stelle als Werkarzt im Krankenhaus angenommen. Während Finn immer mehr von seinen Patienten in Anspruch Am Ende der Polarnacht genommen wird und die beiden Mädchen begeistert im Schnee toben, fällt Eivor das Einleben in der einsamen, dunklen und eiskalten Gegend schwer. Die äußere Kälte setzt sich in Eivors Innerem fort und macht sie für Finn fast nicht mehr erreichbar. Eivors Lichtblicke sind ihre ausgedehnten Langlauftouren mit Jossa, dem Husky der Nachbarn. Finn und Eivor entfernen sich zusehends voneinander, auch weil Finn sich so sehr um seinen Freund, den psychisch auffälligen Heiberg, kümmert. - Die junge Norwegerin Sævareid baut in ihrem Debütroman auf historischen Fakten und nutzt als Vorbild für Finn ihren Großvater, der Ende der 50er in Longyearbyen als Arzt lebte. Durch ihre junge Heldin schildert die Autorin eindringlich das (Über-) Leben an einem fernen Ort, der damals durch das Eis die Hälfte des Jahres von der Außenwelt abgeschnitten war. Es ist eine langsame Geschichte, die scheinbar vom Stillstand bedroht wird, aber durch die extremen klimatischen Verhältnisse und einige dramatische Ereignisse wie der Tod eines Eisbären, eine riskante Schlittenfahrt und das zunehmend psychotische Verhalten von Heiberg fast Thrillerqualität erreicht. - Ein fesselndes Kammerspiel für anspruchsvolle, geduldige Leser/-innen, das in einer weitgehend unbekannten Gegend spielt, die aber durch den Klimawandel zunehmend in den Fokus der Weltöffentlichkeit rückt.

Maria Holgersson

Maria Holgersson

rezensiert für den Borromäusverein.

Am Ende der Polarnacht

Am Ende der Polarnacht

Heidi Sævareid ; aus dem Norwegischen von Karoline Hippe
Insel Verlag (2022)

382 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 609819
ISBN 978-3-458-64294-7
9783458642947
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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