Was der Tag bringt
Die Corona-Pandemie hat Felix' neu gegründetem Catering-Unternehmen ein frühzeitiges Ende bereitet. Obwohl er viele Freunde hat und mit ihnen über die sozialen Medien verbunden ist, hatte sein Telefon während der Pandemie kein einziges Mal geklingelt. Es fällt ihm schwer, sich nach dem erzwungenen Rückzug wieder in die Welt zu begeben. Er fühlt sich darin fremd, ohne Sinn und Ziel. Als ihm sein Bankberater eröffnet, dass er tief in den roten Zahlen steckt, veräußert Felix fast sein ganzes Hab und Gut. Um wenigstens seine Wohnung halten zu können, beschließt er, diese an acht Tagen pro Monat zu vermieten. Als die ersten Gäste vor der Tür stehen, sucht er für die Zeit bei Freunden Unterschlupf. Doch schon am nächsten Morgen verlässt er nach einem Zwischenfall deren Wohnung fluchtartig und bittet seine Ex-Freundin Sandra um Hilfe. So treibt es den End-Dreißiger von Station zu Station, er erfindet Geschichten und zerstört dabei seine Beziehungen, verliert sich immer mehr. Schließlich lässt er sich sogar auf einen teuflischen Pakt ein. – Der Wiener Autor, bekannt für Grotesken wie „Schwere Knochen“ (BP/mp 18/701), erzählt teilweise ausufernd monologisierend von Einem, der jenseits der Arbeitswelt sich selbst immer fremder wird und die Fantasie der vollständigen Selbstauflösung hegt. Der deprimierende und kapitalismuskritische, skurrile Roman enthält interessante Reflexionsansätze, auch wenn die Lektüre selbst wenig erbaulich ist.
Barbara Sckell
rezensiert für den Borromäusverein.
Was der Tag bringt
David Schalko
Kiepenheuer & Witsch (2023)
294 Seiten : Illustrationen
fest geb.