An den Ufern meiner Stadt

„Ben liebt Anna“ oder den „Hirbel“, die Kinderbücher von Peter Härtling kennt wahrscheinlich jede/r. Vielleicht haben Sie auch einen seiner Romane über Verdi, Schumann oder Hölderlin gelesen. Aber wer kennt seine Gedichte? Der von Klaus An den Ufern meiner Stadt Siblewski posthum veröffentlichte Band fasst Härtlings späten Gedichte zusammen, die zwischen 2000 und 2017 bereits in Einzelausgaben erschienen sind. Zusätzlich enthält die Sammlung bisher unveröffentlichte Gedichte. – Härtlings Gedichte handeln vom Alter, von den nachlassenden Fähigkeiten und vom Tod, den er bereits kommen sieht. „Ein Mal, ein einziges Mal, werden alle Bilder meinen Schlaf verlassen, er wird mich aufnehmen …“ (aus „Ein Balkon aus Papier, S. 23). Der Autor erinnert sich auch an seine Kindheit und den Krieg, der ihm die Eltern genommen hat. Er adressiert seine Gedichte an Familie, Freunde und Weggefährten. Häufig sind sie traurig und tröstlich zugleich, wenn er M. (seiner Frau Mechthild?) mit Worten einen blühenden Garten erschafft, den letzten. Härtling schreibt über das Glück des Augenblicks und richtet seinen Blick mit Dankbarkeit und Wehmut in ein unbekanntes Jenseits. Im Anschluss an die Gedichte würdigt Siblewski, der Ende 2023 eine Biografie Härtlings herausgegeben hat (in diesem Heft), den großen Schriftsteller. Dem Gedichtband sind viele Leser:innen zu wünschen.

Susanne Emschermann

Susanne Emschermann

rezensiert für den Borromäusverein.

An den Ufern meiner Stadt

An den Ufern meiner Stadt

Peter Härtling
Kiepenheuer & Witsch (2023)

477 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 615942
ISBN 978-3-462-00607-0
9783462006070
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.