Mama kann nicht mehr

Durch ihren erfolgreichen Podcast "Mama Lauda" und ihr erstes Buch "Chillig mit Baby" (nicht besprochen) hat die Autorin einen gewissen Bekanntheitsgrad. Im Podcast und insbesondere im neuen Buch wird klar, dass es mit zwei kleinen Kindern keineswegs Mama kann nicht mehr "chillig" ist, vor allem nicht für Mütter mit ADHS, Abgrenzungsstörung und diversen weiteren psychischen "Baustellen". Diese Diagnosen erhielt Julia Knörnschild allerdings erst im Lauf der Therapie nach einem Burnout. Zunächst beschreibt sie ihre fünf Wochen in einer Berliner Tagesklinik – eingeschoben ein 20-seitiges Expertinnen-Interview über ADHS –, danach die ambulante Schematherapie und ihre jeweiligen Erkenntnisse dabei. Das Familienleben kommt dabei zunächst nur am Rande vor, erst im letzten Drittel des Buches steht es im Vordergrund. In hipper Jungmoderatorensprache berichtet sie sehr offen über ihre Probleme, auch über die Diskrepanz zwischen der "echten" und der "performenden" Julia. Damit möchte sie Müttern, die an ähnlich gelagerten Störungen leiden, helfen, diesen überhaupt erst auf die Spur zu kommen statt die Schuld bei sich oder gar bei den Kindern zu suchen. Daneben gibt sie ihren Leser:innen auch einige allgemein gültige Tipps, insbesondere zu Pausen und Auszeiten. Bei all dem ist sie sich durchaus ihrer sowohl materiell als auch sozial privilegierten Verhältnisse bewusst (mit Kita-Plätzen, einem sehr unterstützenden Mann und wirklich guten Freundinnen). Kein Buch für alle gestressten Eltern, dafür aber wichtig für einige von ihnen.

Monika Graf

Monika Graf

rezensiert für den Borromäusverein.

Mama kann nicht mehr

Mama kann nicht mehr

Julia Knörnschild
Kiepenheuer & Witsch (2024)

227 Seiten
kt.

MedienNr.: 618514
ISBN 978-3-462-00629-2
9783462006292
ca. 15,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ps
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