Ich glaub, mir geht's nicht so gut, ich muss mich irgendwo hinlegen

Seine Herkunft aus der Popkultur kann Benjamin von Stuckrad-Barre nicht ganz verleugnen. Immer noch erkundet er seine Gegenwart in Kritik und Kommentar, Textlockerungsübungen, auf die gut ein früherer Buchtitel von ihm passt: "Remix". Auch der neue Ich glaub, mir geht's nicht so gut, ich muss mich irgendwo hinlegen Band, der im Untertitel "Remix 3" heißt, mit dem flapsigen Titel leuchtet der Jetztzeit heim. Stuckrad-Barre besucht seinen Verleger, Boris Becker, Walter Kempowski, Helmut Dietl, ein Madonna-Konzert und die Berlinale. Und immer kann man sicher sein, dass er pünktlich erscheint, korrekt gekleidet, nie anbiedernd oder arrogant, wohl aber auf dem Sprung ist, um die jeweilige Zeitstimmung in treffende Szenen zu bannen. Ein Meisterstück ist der Aufschlag des Buches in Wimbledon. Dort schaut der Chronist mit Boris Becker in dessen Wohnzimmer das legendäre Finale von 1985. Das Ergebnis ist bekannt, und doch gelingt es, beim Zuschauen im Gespräch aufs neue Spannung und Erinnerungsüberraschungen zu erzeugen (die Tennisbälle waren damals zum letzten Mal weiß, nicht gelb). Hier schreibt ein Fan des Hier und Heute, ein später Pop-Prophet, gewitzt, selbstkritisch, manchmal auch ungnädig.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Ich glaub, mir geht's nicht so gut, ich muss mich irgendwo hinlegen

Ich glaub, mir geht's nicht so gut, ich muss mich irgendwo hinlegen

Benjamin von Stuckrad-Barre
Kiepenheuer & Witsch (2018)

305 S.
fest geb.

MedienNr.: 593450
ISBN 978-3-462-05181-0
9783462051810
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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