Bowies Bücher
Wen kümmerts, welche Bücher David Bowie gelesen hat? Der Untertitel des Buches, das der britische Journalist John O'Connell vorlegt, verrät es: Es geht um die Literatur, die Bowies Leben veränderte. Keine Tournee verging, ohne dass Bowie nicht seine mobile Reisebibliothek dabeigehabt hätte, immerhin über tausend Bücher. Hundert davon hat der Popstar auf seine Best-of-Liste gesetzt, orientiert an einer Idee von Borges. Bowie, der seit 1998 Rezensionen für eine US-Buchhandelskette schrieb, war ein stöbernder Leser, voller Neugier und nicht gerade wählerisch. Unter seinen Lieblingen sind kanonische Bücher (Homers "Ilias" und Dantes "Inferno", Eliots "Waste Land"), Thriller, Comics, Großstadtromane (darunter Döblins "Berlin Alexanderplatz") und Klassiker der US-amerikanischen Literatur. O'Connells Essays stellen Bowies Lieblingsbücher kurz und bündig vor und enthüllen, wie sie seine Songs inspirierten (Orwells Dystopie "1984" stiftete gleich drei Songtitel des Albums "Diamond Dogs"). Literatur, das war für Bowie ein Navigator, der ihm durch die modernistische, die postmoderne und die buddhistische Phase seines Schaffens zu steuern half. Eine kleine Biografie in Büchern, ein literarischer Blick auf einen Meister des Pops, sehr zu empfehlen.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Bowies Bücher
John O'Connell ; Illustrationen von Luis Paadin ; aus dem Englischen von Tino Hanekamp
Kiepenheuer & Witsch (2020)
382 Seiten : Illustrationen
kt.