Was rot war

Rocco, der Ich- Erzähler in diesem Roman, fährt von Berlin nach Köln, um Cruci, seine Mutter, nach längerer Zeit einmal wieder zu besuchen. Sein Vater ist vor einiger Zeit gestorben. Bei seiner Mutter angekommen, erfährt er, dass ihre damals einzige Was rot war und beste Freundin Lucia gestorben ist, eine Frau, von der er noch nie gehört hat. Ihm wird klar, dass er fast nichts von seinen Eltern weiß, außer dass sie Kommunisten waren. Cruci möchte zu ihrer Beerdigung nach Rom fahren und Rocco ergreift die Chance, sie auf ihrer Reise, die auch eine in die Vergangenheit sein wird, zu begleiten. Und so taucht man in die Geschichte von Cruci ein, die gegen Ende der 70er Jahre die Chance erhält, in Rom bei der dortigen Kaderschmiede für die kommunistische Partei (PCI) studieren zu dürfen. Schnell freundet sie sich mit der faszinierenden Lucia an. Beide Frauen glühen für die kommunistischen Ideale und wollen die „Frauensache“ vorantreiben. Dass Cruci sich in Antonio verliebt, heiratet und ihm, der in Köln eine Außenstelle der Partei leiten soll, folgt, ist für Lucia, eine herbe Enttäuschung. Sie fühlt sich, ihre nie offen gezeigte Liebe zu Cruci und ihren Kampf für die Emanzipation verraten und wendet sich von den beiden ab. - Die bewegende und bewegte Rückschau wird immer wieder durch Roccos gegenwärtiges Erleben, seinen Gedanken, seinen Gesprächen mit der Mutter und seinen homosexuellen Abenteuern durchbrochen. Es ist ein fesselnder, sprachlich eindrücklicher und vielschichtiger Roman, der vielleicht auch an Elena Ferrante erinnern mag. Ein Familien-, Generationen- und Migrationsroman, sehr gern empfohlen!

Barbara Nüsgen-Schäfer

Barbara Nüsgen-Schäfer

rezensiert für den Borromäusverein.

Was rot war

Was rot war

Enrico Ippolito
Kindler (2021)

282 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 983489
ISBN 978-3-463-00009-1
9783463000091
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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