Sind die Menschenrechte westlich?
Der Soziologe und Sozialphilosoph Joas geht in seinem Essay der Frage nach, ob die Menschenrechte wirklich ausschließlich von einer Ethik der westlich Welt geprägt sind. Dabei nimmt er zwei geschichtliche Phänomene in den Blick: Folter und Sklaverei, die ausgerechnet Europa und die USA bis ins 18. und 19. Jahrhundert betrieben haben. Erst die Kulturveränderung, den Menschen als Person wertzuschätzen und zu achten, unabhängig von äußeren Merkmalen wie Herkunft, Geschlecht oder Hautfarbe öffnete den Weg für eine umfassende Menschenwürde. Dabei geht Joas der Frage nach, warum trotz frühzeitig entwickelter Ethik vor der Manifestierung durch internationale Rechtsakte Sklaverei und Folter vom Christentum in den Kolonien gerechtfertigt wurden. Im Mittelpunkt stehen für Joas aber die kulturellen Wurzeln der Menschenrechte. Dabei weist er nach, dass der Westen nicht die alleinige Urheberschaft für die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" von 1948 für sich reklamieren könne. Wie zerbrechlich der Wert der Menschenrechte angesichts der inneren Sicherheit sei, haben die Folterskandale der jüngsten Zeit gezeigt. - Ein notwendiger Zwischenruf zur Sensibilisierung und gegen einen zu großen Besitzanspruch des Westens.
Helmut Lenz
rezensiert für den Borromäusverein.
Sind die Menschenrechte westlich?
Hans Joas
Kösel (2015)
91 S.
fest geb.