Jessas, Maria und Josef

"Ehe für alle", der Umgang mit Homosexuellen, mit Geschieden-Wiederverheirateten, die Sexualmoral, die von den meisten Gläubigen nicht geteilt und vom Rest der Welt belächelt wird, der Priestermangel und der Selbstbetrug der Kirchenfunktionäre Jessas, Maria und Josef und Bischöfe, die das Zölibat nicht loslassen wollen und lieber auf Kosten der verbliebenen Priester und Gläubigen immer größere Pfarreien als die Lösung zu verkaufen versuchen - Pfarrer Schießler aus der Münchener Innenstadt nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er Missstände in der katholischen Kirche, fehlenden Mut und Mangel an Kreativität anprangert. Seine sehr persönlich formulierten und mit vielen Beispielen aus seiner Arbeit angereicherten Äußerungen sprechen vielen Katholiken aus der Seele, was nicht zuletzt daran abzulesen ist, dass dieses Buch (wie im Übrigen auch sein erstes: "Himmel, Herrgott, Sakrament") auf der Spiegel-Bestseller-Liste gelandet ist. Allerdings ist es auch mühsam, sich durch dieses Buch zu lesen. So nett und leicht verdaulich der Plauderton ist, in dem Schießler schreibt, es bleibt unbefriedigend. Es fehlt oft die Kraft des Arguments, weil Schießler Konflikte löst, indem er sich als Pfarrer Freiheiten nimmt, die andere sich nicht zutrauen - und die für Laien unerreichbar bleiben. Das führt aber dazu, dass das Buch letztlich nur ein Echo des eigenen Unmuts über die Zustände in der katholischen Kirche bietet, aber recht wenig konkrete Hilfestellung für eine Änderung dieser Zustände.

Christoph Holzapfel

Christoph Holzapfel

rezensiert für den Borromäusverein.

Jessas, Maria und Josef

Jessas, Maria und Josef

Rainer M. Schießler. Unter Mitarbeit von Stefan Linde
Kösel (2018)

208 S.
fest geb.

MedienNr.: 595608
ISBN 978-3-466-37208-9
9783466372089
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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