Neue Irre!
Vor 10 Jahren erschien bereits "Irre!" (BP/mp 10/281). In der Zwischenzeit habe sich viel getan, merkt Lütz im Vorwort an: Die "prominenten Irren" sind nicht mehr vorwiegend historisch wie Hitler, Stalin und Mao Tse Tung, sondern erschreckend aktuell wie Trump, Bolsonaro und Kim Jong-un, die allesamt zwar nicht unbedingt als psychisch krank zu bezeichnen, sondern eher dem Bereich "der ganz normale Wahnsinn" zuzuordnen sind. Was beweist: das Problem sind die Normalen! Zudem habe auch die Wissenschaft Fortschritte gemacht, die durchaus auf 200 Seiten dem geneigten Leser nahegebracht werden könne - mit Humor und Kompetenz, was er auf den folgenden 200 Seiten beweist. Einem ausführlichen Kapitel über Psychiatrie und Psychotherapie folgt eine "heitere Seelenkunde", die mit Demenz, Sucht, Schizophrenie, Depression und anderen psychischen Auffälligkeiten schon einen guten Überblick über psychische Krankheiten und ihre Fortschritte in der Behandlung gibt. Das Ganze unterlegt Lütz mit vielen Erzählungen und Fallbeispielen aus seiner beruflichen Tätigkeit. Dabei ist nicht zuletzt der immer präsente Humor des Autors ein Grund für die leichte Lesbarkeit des Buches. Wie Lütz selbst schreibt, ist sein Buch als Überblick über Psychiatrie und Psychotherapie gedacht. Für genauere Informationen verweist er auf die umfangreiche Fachliteratur - die aber mit Sicherheit nicht so unterhaltsam ist wie "Neue Irre!" Gerne für alle Büchereien empfohlen.
Annemarie Schreibert
rezensiert für den Borromäusverein.
Neue Irre!
Manfred Lütz
Kösel (2020)
200 Seiten
fest geb.