Der Verrat
"Ich habe einen eigenen Willen!", mit dieser Erkenntnis löst sich Nyroc von seinem Eulenstamm und seiner Mutter Nyra. Ohne zu wissen, wohin ihn sein Weg führen wird, flieht er aus der Umklammerung und Bevormundung der Reinen. Einzig seine neuentdeckte Gabe wird ihn weitertragen. Im Feuer kann er Gestalten und Vorgänge erkennen, die ihm den Mut geben, ins Ungewisse zu ziehen. Dabei hätte er der neue Anführer der Reinen werden und den Tod seines Vaters rächen sollen. Zum Hass auf und zum Kampf gegen seinen Onkel Soren wurde er erzogen. Doch genau dieses Ziel erscheint ihm immer abwegiger, je weiter er sich vom Reich der Tytos und ihren Ritualen entfernt. Sein ganzes bisheriges Leben wird in Frage gestellt. - In diesem neuen Band der Reihe "Legende der Wächter" (zuletzt: BP/mp 12/452) wechselt die Erzählperspektive. Losgelöst von den Vorgängen im Großen Ga'Hoole-Baum wird hier die Geschichte des gegnerischen Eulenstammes der Reinen ausgebreitet. Nyroc, der Sohn Kludds und damit Sorens Neffe, rückt in den Mittelpunkt. Dies erschließt Lasky ein breites Feld der Erzählstränge, die zunächst nicht direkt mit den Wächtern zu tun zu haben scheinen. Lasky beschränkt sich auf ein dünnes Handlungsfeld, betont aber die innere Reifung des neuen Protagonisten. Wer andere Wächterromane kennt und liebt, ist am Anfang ein wenig von der Überbetonung der inneren Handlung enttäuscht, und findet sich erst in der Mitte des Buches auf bekanntem Leseniveau wieder. Fast beschleicht den Erwachsenen der Gedanke an den Konflikt Erzähldichte gegen Fortsetzungskommerz. Trotzdem bleiben die jugendlichen Fans sicher den Eulengeschichten treu und warten sehnsüchtig auf Band 8. Weiterhin empfohlen für Leser ab 10 Jahren.
Gerda Harprath
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Verrat
Kathryn Lasky
Ravensburger Buchverl. (2012)
Die Legende der Wächter ; 7
236 S. : Ill., Kt.
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 11