Sag nie, es gäbe nur den Tod für uns

Die kanadische Essayistin und Buchautorin Judy Batalion, Enkelin einer Holocaust-Überlebenden, widmet sich in diesem durchgehend belegten, aber letztlich romanhaft gestalteten Buch dem historisch vernachlässigten Schicksal junger polnischer Jüdinnen, die nicht passiv und fatalistisch den vom NS-Regime vorgezeichneten Weg in den Tod hinnahmen, sondern sich auf unterschiedliche Art und Weise im Widerstand engagierten. Fast alle waren aktive Mitglieder in der zionistischen bzw. politischen Jugendbewegung. Zudem waren Frauen weniger auffallend als Männer, da sie nicht beschnitten waren und akzentfrei Polnisch sprachen. Mit großem persönlichen Einsatz und emotionaler Betroffenheit schildert die Autorin zum einen, was die einzelnen, kaum 20 Jahre alten Frauen als Widerstandskämpferinnen leisteten - sie spionierten, schmuggelten Waffen, Sprengstoff und Dokumente, bauten und platzierten Bomben -, zum anderen aber, was sie an Grausamkeit und Unmenschlichkeit am eigenen Leib erfuhren oder mitansehen mussten - Folter, sexuelle Gewalt. Neben diesen auf einzelne Frauen bezogenen Erfahrungen als Einzelaktivistin oder Teil einer Gruppe gewährt Batalion aufgrund ihrer sorgfältigen Recherchen erschreckend detaillierte Einblicke in die Ghetto-Situation, die von Selbstmorden, Hunger, Verzweiflung und Resignation geprägt war. Im Mittelpunkt ihrer Ausführungen steht Renia Kukielka (1924-2014), eine der jüngsten "Ghetto-Girls", die nach ihrer Flucht in Palästina eine neue Heimat fand. Dort verfasste sie 1945 ihre Erinnerungen in polnischer Sprache (englische Ausgabe 1947), die letztlich zum Leitfaden dieses Buches wurden. - Für alle Büchereien zu empfehlen!