Mein Bruder, der Superheld
Giacomo ist fünf Jahre alt, seine Schwestern Chiara und Alice sieben und eins, als sich ein weiteres Geschwisterchen ankündigt, auf das sich alle freuen. Die Eltern erfahren, dass das Baby das Down-Syndrom hat, und kündigen den Geschwistern an, dass der kleine Giovanni sehr besonders sein wird. Giacomo versucht, diese Besonderheit des kleinen Bruders zu entdecken, er stellt sich etwas ganz Großartiges vor, Giovanni als eine Art Superman. Mit der Zeit wird ihm ernüchternd klar, dass diese Besonderheit ganz anders ist. Und als Gio größer wird, beginnt Giacomo mit dem Bruder zu hadern: Warum redet er so komisch? Warum braucht er noch immer Windeln? Warum muss man ihm immer alles dreimal erklären? Warum lernt er nicht Radfahren? Und vor allem: Warum versteht er die Fußballregeln nicht und schießt immer wieder mit derselben Begeisterung ins eigene Tor? Giacomo beginnt, den Bruder vor seinen Freunden zu verleugnen, tut einfach so, als gäbe es ihn nicht. Es dauert Jahre und braucht die Hilfe der Familie und von Freunden, bis er seinen Bruder akzeptieren und seine wirkliche Besonderheit sehen kann. - Giacomo erzählt im Rückblick vom Leben mit dem behinderten Bruder. Er erinnert sich an viele besondere Episoden, aber auch an das alltägliche Leben mit Gio, und es wird immer wieder deutlich, wie sehr diese starke und liebevolle Familie ihre Kinder geprägt hat. Der Erzählstil ist betont flapsig und salopp. Dennoch wird sehr deutlich, welche Schritte der Reifung Giacomo durchlaufen musste und wie belastend das Leben mit diesem besonderen Bruder auch manchmal für ihn war. Spannend ist hier die Perspektive des Geschwisterkindes, das als einziges Mitglied der Familie tatsächlich Schwierigkeiten mit dem behinderten Bruder zu haben scheint. Wichtige Lektüre zum Umgang mit behinderten Menschen und ihren Familien.
Mein Bruder, der Superheld
Giacomo Mazzariol
Piper (2017)
204 S. : Ill.
kt.