Moral

"Die moralischen Werte, die uns verbinden, gehen tiefer als wir glauben, und die politischen Gräben, die uns trennen, sind weniger tief, als wir denken." Mit dieser optimistischen Grundeinstellung schreibt der Autor (*1983, Assistenzprofessor für Moral Ethik an der Universität Utrecht) die Geschichte unserer Moral. Die Grundbausteine der Moral sind Altruismus und wechselseitige Kooperation. Moral ist die Voraussetzung dafür, dass menschliche Gruppen und Gemeinschaften überleben und sich entwickeln. Schon vor 5 Millionen Jahren entdeckt die Evolution den Vorteil der Kooperation. Faktenreich und anregend bewegt sich der Autor durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte. Doch sein Anliegen ist die moralische Krise der Gegenwart, die gekennzeichnet ist durch eine Überbetonung des moralischen Anspruchs und eine gesteigerte Unversöhnlichkeit, die die Welt in "Wir und Die" aufteilt. Er plädiert dafür, den Kern von Wokeness ernst zu nehmen, aber Extreme zu vermeiden. Wir sind nicht die Norm der Welt und ein universeller Anspruch auf Moral und Werte ist nicht möglich. Bei aller sachlichen Genauigkeit irritieren einige Thesen und Auslassungen des Autors, besonders in Bezug auf die Weltreligionen. Religionen spielen wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle. Seine These, die er sehr ausführlich darlegt, dass die katholische Kirche für die Schwächung von Familienstrukturen verantwortlich sei, folgt einer nur schwer nachvollziehbare Argumentationskette. Welche Werte den Begriffen "Gut und Böse", immerhin Untertitel des Buches, im jeweiligen historischen Umfeld zugrunde liegen bleiben unscharf. Insgesamt jedoch ein Buch, das man mit Gewinn lesen kann.

Renate Feldmeyer

Renate Feldmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Moral

Moral

Hanno Sauer
Piper (2023)

391 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 751823
ISBN 978-3-492-07140-6
9783492071406
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ph
Diesen Titel bei der ekz kaufen.