"Cancel Culture" - Ende der Aufklärung
Cancel Culture ist der Versuch, eine unbequeme Meinung, die von der eigenen abweicht, zum Schweigen zu bringen oder sogar Menschen mit z.B. diskriminierenden Äußerungen öffentlich zu ächten und aus der Gemeinschaft auszuschließen. In einer analytischen Betrachtung spürt der Autor diesem uralten Geschehen nach und zeigt den Umgang mit der Dissidenz an den philosophischen Theorien der alten Griechen, bei Thomas Hobbes, John Locke und Kant bis zu den Denkern der Gegenwart. In den erkenntnis- und demokratietheoretischen Aspekten beleuchtet er die wissensbasierte Rationalität und sieht in der Ideologisierung und Dogmatisierung jeglicher Provenienz eine Gefährdung der Aufklärung, der Demokratie und der politischen Selbstbestimmung, die auf den digitalen Plattformen eine besondere Wirksamkeit entfaltet. Demokratie aber lebt von kreativen Ideen und konstruktiver Kritik mit offenem Austausch von Argumenten, die sich in der politischen Urteilsfähigkeit manifestieren. Das Buch mit den vielen Beispielen praktizierter Cancel Culture zum Schluss ist für größere Büchereien geeignet.
Helmut Eggl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
"Cancel Culture" - Ende der Aufklärung
Julian Nida-Rümelin
Piper (2023)
185 Seiten
fest geb.