Verfehlungen und Verbrechen
Protokolle über die Gerichtsverfahren in Berlin sind die vorliegenden vierzehn Berichte keinesfalls. Eher sind es Essays, die die einzelnen angeklagten Menschen in den Blick nehmen und versuchen, Hintergründe zu schildern, die Taten einzuordnen und ihre Persönlichkeit zu beleuchten. Auf diese Weise entstehen Milieuschilderungen und tiefe psychologische Einblicke. Die Autorin legt besonderes Gewicht auf die Frage, was den Menschen zu einer Tat geführt hat. So wird deutlich, wie intensiv oft (Lebens-) Bedingungen und seelische Verfassung zusammenhängen – insofern beschreibt der Titel "Verfehlungen und Verbrechen" die Inhalte sehr treffend. Einige der Geschichten wurden bereits im Band "Fast schon kriminell" (BP/mp 12/384) veröffentlicht. Die Texte weiten den Blick und sorgen sowohl für sachliches wie einfühlsames Verständnis. Auch Dank des Fehlens von jeglichen moralischen Bewertungen ein dringend empfohlenes Buch.
Susanne Körber
rezensiert für den Borromäusverein.
Verfehlungen und Verbrechen
Ursula März
Piper (2023)
196 Seiten
fest geb.