Auf frischer Tat
Frode Brandeggen starb als der wohl erfolgloseste Schriftsteller, den Norwegen je hervorgebracht hat. Sein Freund Johan Harstad nimmt sich des literarischen Vermächtnisses an und veröffentlicht hier 15 (Ultra-)Kurzkrimis um den genialen Privatdetektiv Frisch, der die Verbrecher häufig schon vor der Tat überführt - und somit der Leserschaft wertvolle Zeit spart. Das Werk enthält auch an Dramatik kaum zu überbietende Szenen: "Es kam zu einer kurzen Verfolgungsjagd. Dann war sie vorbei." Solche Perlen der Weltliteratur sollten nicht frei im Raum stehen, und so fügt Harstad den Kurzkrimis in dieser "kommentierten Ausgabe" sage und schreibe 252 Endnoten zu. - Köstlich, wie der Autor mit den Klischees des Krimigenres sowie mit den Erwartungen von Leser/-innen spielt und wie man sich als Krimifan fast überall sozusagen "auf frischer Tat" ertappt fühlt. Das ist sicher nichts für "Hardcore-Krimileser/-innen", sondern eher für solche, die auf der Suche nach etwas Besonderem sind und Sinn für Skurriles haben.
Thomas Oberholthaus
rezensiert für den Borromäusverein.
Auf frischer Tat
Johan Harstad; aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein
Rowohlt (2022)
254 Seiten : Illustrationen
fest geb.