Der größte Reichtum
Bukarest, 1940. Hier unterrichtet Guy Pringle Englisch an der Universität. Als das Semester wieder beginnt, bringt er seine Frau Harriet mit in die rumänische Hauptstadt. Doch das Leben dort hat sich verändert. Ein Gefühl der Unsicherheit liegt in der Luft. Werden die Deutschen auch in Rumänien einmarschieren? Rechte Landsleute, die eiserne Front, sorgen bereits für Unruhen. Auch der englische Geheimdienst ist aktiv. Oder kommen die Russen und besetzen das Land? Olivia Mannings Roman ist ein Panorama des gesellschaftlichen Lebens in Bukarest am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, bevölkert mit Figuren, die geprägt sind von ihrer Vergangenheit und ihrer unsicheren Zukunft. Seine Kraft zieht das Buch aus der detaillierten Beschreibung menschlicher Begegnungen und alltäglicher Begebenheiten. Ob es der verarmte russische Prinz Jakimov ist, der sich durch den Tag schnorrt, oder die jüdische Bankiersfamilie Drucker, die gute Geschäfte mit Deutschland macht. Mannig taucht in die soziale Realität ihrer Figuren ein und lässt damit nicht nur ihre Charaktere, sondern auch deren Zeit lebendig werden. Ein atmosphärisch dicht geschriebener Roman, 1960 erstmal erschienen, der in einem wenig beachteten Teil Europas angesiedelt ist.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Der größte Reichtum
Olivia Manning ; aus dem Englischen von Silke Jellinghaus
Rowohlt Hundert Augen (2020)
462 Seiten
fest geb.