Unsereins

Im Fokus des Romans steht die jüdisch stämmige Anwalts- und später Senatorenfamilie Lindhorst und ihre Verflechtungen in der Lübecker Gesellschaft von 1890 bis 1906. Der Autorin (zuletzt "Archipel", für das sie den Deutschen Buchpreis erhielt, Unsereins BP/mp 18/944) gelingt es, ein großes Sitten- und Gesellschaftsgemälde zu erstellen. Dazu gehören auch die diversen Dienstboten, Staatsdiener oder die Kinder der Familien, wobei ihr Fokus auf dem weiblichen Teil der Bevölkerung liegt. Das Dienstmädchen Ida will Stenotypistin werden, damit sie nicht länger den Launen ihrer Herrschaft ausgesetzt ist. Die Töchter Alma und Marthe werden, im Gegensatz zu den sechs Söhnen, kaum wahrgenommen und leiden unter ihrer psychisch kranken Mutter. Ähnlich ergeht es anderen Töchtern auch: Bildung ist für sie keine Option (außer durch eine Heirat mit einem Professor) und der gute Ruf muss auf jeden Fall gewahrt bleiben. Wer nicht heiratet, ist trotzdem für den Ruf der Familie verantwortlich und muss sich fügen. Doch auch die Söhne sind den Zwängen der Zeit unterworfen und dürfen nicht nach ihren Neigungen leben und glücklich werden. Anspielungen auf Thomas Mann, der als Schüler im Roman vorkommt, und auf sein Buch "Die Buddenbrooks" fehlen nicht. Die Personenliste am Anfang hilft, den Überblick zu wahren, und der Stadtplan erleichtert es, den Wegen in Lübeck zu folgen. Sehr gerne empfohlen.

Angela Hagen

Angela Hagen

rezensiert für den Borromäusverein.

Unsereins

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Inger-Maria Mahlke
Rowohlt (2023)

492 Seiten : Karten
fest geb.

MedienNr.: 617575
ISBN 978-3-498-00181-0
9783498001810
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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