Erwachsene Menschen

Mit 40 Jahren entscheidet sich Ida, Eizellen einfrieren zu lassen, falls sie doch noch einen geeigneten Partner zwecks Familiengründung finden sollte. Im Sommerhäuschen ihrer Familie will sie nun mit ihrer Schwester Marthe, deren Mann und seiner Erwachsene Menschen Tochter den 65. Geburtstag der Mutter feiern. Als Ida ihrer Schwester von ihrem Schritt Richtung Wunschkind erzählen möchte, platzt es aus Marthe heraus, dass sie nach zahllosen Versuchen endlich ein Kind erwartet. Kurze Zeit später teilt die Kinderwunschklinik Ida mit, dass ihre Eizellen nicht mehr fruchtbar sind. Der idyllische Aufenthalt verkommt zum Familiendrama, alte Kränkungen kommen wieder an die Oberfläche, neue kommen hinzu. - In ihrem Romandebüt setzt Marie Aubert wie viele gegenwärtige norwegische Autorinnen auf das hochaktuelle Thema Kinderwunsch versus Kinderlosigkeit. Ihr kleiner, kompakter Roman ähnelt einem Kammerspiel. Mit Leichtigkeit schildert sie eine vermeintlich normale Familie, in der die beiden Schwestern schon immer um die Gunst der Mutter gekämpft haben, jede mit ihrer Waffe: Ida mit ihrem Ehrgeiz, Marthe mit ihrer Zerbrechlichkeit. Natürlich sind die Schwestern längst erwachsene Menschen, aber an diesem Ort ihrer Kindheit bricht ihr Konkurrenzkampf schlimmer denn je zuvor aus, jetzt angereichert mit Kinderwünschen und unterschiedlichen Vorstellungen zum Nutzungsrecht des gemeinsamen Sommerhäuschens. Ein witziges und bitterböses Buch, in dem Selbsttäuschungen entlarvt werden.

Maria Holgersson

Maria Holgersson

rezensiert für den Borromäusverein.

Erwachsene Menschen

Erwachsene Menschen

Marie Aubert ; aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein
Rowohlt Hundert Augen (2021)

170 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 605059
ISBN 978-3-498-00190-2
9783498001902
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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