Die jüngsten Tage
Der Tod seines alten Freundes Strippe wirft Jonathan völlig aus der Bahn. Aufgewachsen im ostdeutschen Niemandsland haben sie ihre Kindheit und Jugend zusammen verbracht. Als jugendliche Rowdys besetzen sie nach der Wende ein Jugendzentrum, klauen Schnaps, Zigaretten, Süßigkeiten und verticken Hehlerware. Beide schwärmen für die schöne Laura und verehren den italienischen präfaschistischen Dichter D'Annunzio. Sie sind der Ansicht, dass der Zeitpunkt für das richtige Leben noch kommen müsse. Fast 20 Jahre später ist Jonathan seinen Job und seine Frau los, verkriecht sich, isst zu wenig, raucht und trinkt zu viel. Strippe kann oder will ihm nicht helfen und als er nach Monaten vor Jonathans Tür steht, bleibt keine Zeit mehr für eine Aussprache. Denn kurz darauf ist Strippe tot. Jonathans neue Freundin Elena rät ihm, nach Berlin zu fahren, um mit Strippes Mutter zu sprechen und sich seinen Erinnerungen zu stellen. - Der junge Autor, Verlagsleiter und europäischer Aktivist Tom Müller (Jahrg. '82) beschreibt in seinem Erstlingswerk die Entwicklung zweier junger Männer in einem Land im Umbruch. Seine Erzählweise ist nicht linear, sondern wechselt zwischen gegenwärtigen Passagen, Rückblicken und Träumen. Ein rasantes Debüt, gerne empfohlen.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Die jüngsten Tage
Tom Müller
Rowohlt Hundert Augen (2019)
234 Seiten
fest geb.