Psychologie der Aggression
Dass Aggressivität in unserem Zusammenleben eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, ist eine unumstößliche Tatsache, die von vielen Menschen gleichwohl mit Sorge beobachtet wird. Dieses Thema in seinen zahlreichen Erscheinungsformen detailliert, fundiert und allgemein verständlich darzulegen, zudem einige populäre, wissenschaftlich nicht haltbare Meinungen zu revidieren, ist das Anliegen des renommierten Psychologen Hans-Peter Nolting, der sich seit langem intensiv mit dem Thema "Aggression und Gewalt" beschäftigt. Deutlich arbeitet er heraus, dass Aggression eben nicht gleich Aggression ist, sondern dass vielfältige Ursachen, Motive sowie Anlässe enormen Einfluss auf Umsetzung und Ablauf haben, und veranschaulicht dies durch aussagestarke Beispiele. So zeigt er u.a., dass Ärger oder Angst Auslöser für aggressive Handlungen sein können, warum Cybermobbing aufgrund seiner Anonymität als tragische, persönlichkeitsschädigende Form der Aggression anzusehen ist, dass Amokläufe an Schulen keine "impulsiven Affekthandlungen" sind, dass friedliche Menschen durch "Autoritätsgehorsam, Konformitätsdruck, Rollenzuweisung und Verantwortungsteilung" zu Massenmördern werden können. Zudem geht der Autor auf die Möglichkeiten ein, aggressives Verhalten zu reduzieren, und verweist auf verschiedene Formen der Vorbeugung und Intervention - bezogen auf einzelne Personen, Gruppen und Situationen (z.B. Ablenkung, Entspannung, Gespräche, Therapien, Projekte). - Für größere Bestände.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Psychologie der Aggression
Hans-Peter Nolting
Rowohlt (2015)
332 S.
fest geb.