Drüben und drüben

Eine fröhliche, unbeschwerte Kindheit in einem eingegrenzten grauen Land? Der 1970 in Osterberlin geborene Autor Jochen Schmidt entkräftet Vorurteile. Humorvoll pointiert und episodenreich erzählt er von seiner Familie, von der Schule und von der Drüben und drüben freien Zeit, in der das Westfernsehen einen hohen Stellenwert einnimmt. Obwohl seine Eltern aufgrund ihrer christlichen Einstellung als "Sonderlinge" gelten, gelingt es ihm, im Neubaugebiet Berlin-Buch viele Freunde zu finden. Die Berliner Mauer stellt für die Heranwachsenden zunächst kein Thema dar. Dass sie gefallen ist, erfährt er als Soldat der NVA. Sein der Übermüdung geschuldeter lakonischer Kommentar unterscheidet sich von dem des Autors David Wagner, der im zweiteiligen Erinnerungsbuch ebenfalls auf seine Kindheit zurückblickt. 1971 in Andernach am Rhein geboren, wächst er "in westdeutschem Wohlstand" auf. Wenn ihm während einer Klassenfahrt die fast schon "in Sibirien" gelegene DDR als "der traurige Osten" erscheint, regt ihn die Reise zum Hinterfragen eigener Vorurteile an. Die intelligent strukturierten, autobiografischen Aufzeichnungen beider Autoren enden mit dem 9. November 1989. Sie ergeben ein empfehlenswertes, kurzweiliges Lesebuch, das Trennendes wie auch Übereinstimmendes benennt.

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Drüben und drüben

Drüben und drüben

David Wagner ; Jochen Schmidt
Rowohlt (2014)

334 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 770799
ISBN 978-3-498-06055-8
9783498060558
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
Diesen Titel bei der ekz kaufen.