Der Fuchs
Was für ein Buch, wer soll das lesen? Das fragt man sich angesichts des über 700-seitigen Wälzers von Nis-Momme Stockmann, der mit einer Katastrophe beginnt und in ein bizarres Weltverschwörungsspiel, Zeitreise-Abenteuer und Psychodrama mündet. In einer nordfriesischen Kleinstadt klettern Menschen auf ein Dach, um sich vor der Flut zu retten. Sie verlieren sich in Geschichten, deren Zentrum Finn Schliemann ist. Auch seine Familiengeschichte spielt eine Rolle. Der rote Faden, der diese Episoden von Gewalt und Friedenssehnsucht, von Mythos und Politik, Gut und Böse zusammenhält, ist der Untergangsmythos von Thule. So heißt das Städtchen, in dem der Roman spielt. - Stockmann, ein erfolgreicher Dramatiker, kann findig erzählen. Epische Ordnung schaffen kann er nicht. So bleibt der Eindruck von dem Roman enttäuschend: Ein Drama von den letzten Tagen der Menschheit aus der schrägen Sicht einer unerlesenen Gesellschaft. Ein dickes Buch nur für größere Bestände.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Fuchs
Nis-Momme Stockmann
Rowohlt (2016)
717 S.
fest geb.