Die Abschaffung der Arten
Was geschieht, wenn sich die Menschheit selbst abschafft, wenn "das Epos der genetischen Unnatur seinen unnatürlichen Gang gegangen war"? Dietmar Daths für die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2008 nominierter Roman "Die Abschaffung der Arten" entwirft ein hochspekulatives Zukunftsszenario. Nach den ökologischen und biogenetischen Menschheitssünden gehört die Welt den sprachbegabten und leidensfähigen Tieren. Trotzdem herrscht ein unbarmherziger Krieg der Welten (wie bei Wells); der das Stadtstaatensystem lenkende Löwe fällt einem Attentat des Wolfes zum Opfer, die Tiere müssen sich hochintelligenter Maschinen erwehren, ein menschenähnlicher Erlöser namens "Feuer" wächst heran und findet einen letzten Menschen in einem rudimentären Paradies. Es ist nicht immer leicht, dieser epischen Parabel über eine andere Evolutionsgeschichte sein Vertrauen zu schenken, aber lässt man sich einmal auf diese merkwürdige Welt ein, so entdeckt man nachdenkliche, ja philosophische Passagen über Krieg und Kunst, Gedächtnis und Gefühl, Religion und Politik, über die Chancen und Gefahren einer "Synthese von Biologie und Informatik". - Anspruchsvolle Lektüre, für ein breiteres Lesepublikum jedoch eine Herausforderung. Gut sortierten Büchereien nicht nur für das SF-Ressort empfohlen.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Abschaffung der Arten
Dietmar Dath
Suhrkamp (2008)
551 S.
fest geb.