Lenz im Libanon
Angelehnt an Georg Büchners "Lenz" lässt Albert Ostermaier seinen Lenz eine persönliche Lebenskrise einer Metapher gleich inmitten des Krisenherds Libanon erzählen. Neben der Hommage an Büchner entwickelt sich eine solche auch zu dem amtierenden Außenminister Steinmeier, den Ostermaier in den Roman hineinschreibt, indem er Lenz im Kriegsgebiet und in einem Flüchtlingslager in sein Gefolge geraten lässt. Einzig er versucht Menschlichkeit wider alle Unmenschlichkeit zu verbreiten. - Der Roman liest sich nicht als Entwicklung einer Geschichte, sondern als Aneinanderreihung innerer Monologe und Reflexionen. Hier wird nicht in Beziehung getreten. Bilder, traumatische Erfahrungen und persönlicher Umgang damit bleiben in einer Brutalität und Unkommentiertheit stehen. Verbindung und Verständigung fehlen. Stilistisch ist dies angebracht, vielleicht einer der Wege, sich einem so schwierigen Thema literarisch zu nähern. Das Einbauen rhetorischer Mittel wird allerdings mit der Zeit überstrapaziert und drängt sich zu sehr auf. Der Roman liest sich wie ein Versuch; und vielleicht will er das ja auch. Ein interessantes, außergewöhnliches Buch, das polarisieren wird.
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Lenz im Libanon
Albert Ostermaier
Suhrkamp (2015)
189 S.
fest geb.