Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen
Die Ich-Erzählerin ist gerade dabei, die Blumen in Nellys Wohnung zu gießen, als deren Freund Jakob sie aus Nicaragua anruft und mitteilt, dass Nelly verschwunden sei, vermutlich abgestürzt mit einem Propellerflugzeug. Kennengelernt hatte sie Nelly vor Jahren im Studentenwohnheim. Weil sie das rätselhafte Verschwinden ihrer Freundin nicht verwinden kann, macht sie sich auf nach Nicaragua, wohnt in Nellys Zimmer in Esperanzas Haus und sammelt Geschichten über sie: "Fetzen zusammensuchen. Ich hatte gehofft, mir einen Reim zu machen auf das Leben, das Nelly geführt hatte, die Person, die sie gewesen war" (S. 278). Diese "Fetzen" zusammenzubringen, ist Aufgabe der Leser. Es ist stellenweise anstrengend, der Erzählerin und ihren Abschweifungen durch die verschiedenen Zeitebenen zu folgen. Doch darin liegt das Erzählprinzip der 1980 geborenen Autorin Nina Bußmann: Annäherung durch Einkreisen, um so den Verlust zu verarbeiten. - Für aktive Leser eine interessante Lektüre.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen
Nina Bußmann
Suhrkamp (2017)
328 S.
fest geb.