Gun love
Pearl verdankt ihren Namen ihrer blassen, schimmernden Haut. Ihr Zuhause ist ein alter Ford Mercury auf einem Parkplatz neben einer Müllkippe in Florida. Dort fand Pearls damals 17-jährige Ausreißer-Mutter Margot nach ihrer Niederkunft Zuflucht von einem autoritären Elternhaus. Es ist eine Gegend, wo schon Mal Kugeln durch die Luft sirren und z. B. die Alligatoren im Fluss treffen. Nicht mal zum sonntäglichen Gottesdienst bleibt die Waffe zu Hause. Mutter und Tochter haben eine innige Beziehung und kommen mit ihrer prekären Lebenssituation gut klar - bis der abgebrühte Waffenschmuggler Eli auftaucht und der feinfühligen, verträumten Margot den Kopf verdreht. Ihre Tochter nimmt Margot jetzt nicht mehr wahr. Mit 14 Jahren muss die obdachlose Pearl zum ersten Mal im Leben ihr gewohntes Umfeld verlassen. Dank Mitmenschen, die ihr zugeneigt sind, endet Pearls Geschichte mit einem Hoffnungsschimmer. - Mit einer bezaubernden Bildersprache und mit grellen Kontrasten thematisiert die Autorin die verheerende Auswirkungen der US-Waffenkultur. Die in Mexiko lebende US-Amerikanerin Clement setzt sich als Präsidentin von "PEN International" vehement für die weltweit bedrohte Meinungsfreiheit ein. Das vorliegende Buch spannt einen Bogen von Clements gleichartigem Roman "Gebete für die Vermissten" (BP/mp 14/944) weiter, der von gestohlenen Mädchen vor dem Hintergrund mexikanischer Drogenkriege handelt. Ein wunderschönes, aber auch schmerzhaftes Leseerlebnis. (Übers.: Nicolai von Schweder-Schreiner)
Maria Holgersson
rezensiert für den Borromäusverein.
Gun love
Jennifer Clement
Suhrkamp (2018)
251 S.
fest geb.