Was man sät

Kurz vor Weihnachten ertrinkt der älteste Sohn Matthies einer ärmlichen, orthodox-calvinistischen Milchbauernfamilie beim Schlittschuhlaufen. Die strengen Eltern reagieren auf seinen Tod mit Rückzug; Matthies wird nicht mehr erwähnt, die Mutter isst kaum mehr. Die 10-jährige Ich-Erzählerin Jas (niederl. für Jacke) zieht ihren Anorak nicht mehr aus, verweigert den Stuhlgang und fantasiert viel über den Tod oder mit ihrer kleinen Schwester Hanna über eine bessere Zukunft auf der andern Seite des Wassers. Ihr älterer Bruder Obbe schlägt immer wieder seinen Kopf gegen die Bettkante und quält Tiere bis zum Tod. Die Geschwister suchen im schwierigen Alter der erwachenden Sexualität verzweifelt nach Halt. Jas kämpft zudem mit Schuldgefühlen und als die Maul- und Klauenseuche schließlich den Hof trifft, fühlt sich das erst recht wie eine alttestamentarische Strafe an. - Der Debütroman der knapp dreißigjährigen Niederländerin ist biografisch inspiriert und schwere Kost. Die Stimmung ist bedrückend, roh und gnadenlos. Der Familienalltag auf dem Hof wirkt wie aus dem frühen 20. Jh., dabei spielt die Handlung um das Jahr 2000 herum. Von idyllischem Landleben keine Spur! Religion wird hier von ihrer erdrückenden, fundamentalistischen Seite gezeigt. Im Kontrast zum Inhalt freute sich die Rezensentin über viele frische, bildhafte Vergleiche, auch wenn sich diese stellenweise störend häuften. Eine eindrückliche Schilderung davon, wie extrem Kinder entgleisen können, wenn sich ihre Eltern - mit der eigenen Trauer beschäftigt - zurückziehen und Sprachlosigkeit überhand nimmt. Aufgrund der sadistischen Handlungen an Tier und Mensch ist der Roman jedoch für empfindsame Gemüter nicht geeignet.