Der andere Ort
Die Bilder des Malers L, vor Jahren in einer Ausstellung in Paris betrachtet, haben das Leben der Protagonistin M für immer verändert. Sie glaubte, darin ihr wahres Wesen zu erkennen, den "anderen Ort", der in ihr als weitere Möglichkeit zu leben existiert. Sie trennt sich daraufhin von ihrem ersten Mann und lebt mit ihrer Tochter Justine zusammen. Jahre später ist sie zum zweiten Mal verheiratet und wohnt mit ihrem Mann Tony am Meer. Neben ihrem Wohnhaus steht noch ein kleines Cottage, in das sie regelmäßig Künstler einlädt. Als der Maler L ihrer Einladung folgt, gerät ihr inneres Gleichgewicht ins Wanken. - Rachel Cusk hat ihren Roman an das Leben der Kunstexpertin Mabel Dodge Luhan angelehnt. Diese hat ein Buch über ihre Zeit mit dem Schriftsteller D.H. Lawrence geschrieben. Cusk stellt das weibliche Selbstverständnis in Frage. Welche Rolle spielen Mutterschaft und Gebärfähigkeit im Leben einer Frau? Vor dem Hintergrund einer Marschlandschaft mit ihrem fernen Meeresrauschen analysiert sie das weibliche Selbstbild in einer von Männern dominierten Welt. Ein nachdenkenswerter, intellektueller Roman über Geschlechterrollen, mit psychologischem Tiefgang.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Der andere Ort
Rachel Cusk ; aus dem Englischen von Eva Bonné
Suhrkamp (2021)
202 Seiten
fest geb.