Wellen

Kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie wird ein namenloser Erzähler, der der Autor Heinz Helle sein könnte, zum zweiten Mal Vater. Er versucht, alles richtig zu machen, ein gleichberechtigter Partner zu sein, die Bedürfnisse der Tochter, seine Bedürfnisse Wellen als Schriftsteller, nicht zuletzt seine Bedürfnisse als Partner und Mann, das alles unter einen Hut zu bringen. Oft scheitert er dabei, ist überfordert, überarbeitet, unglücklich. Doch wie die Wellen auf und ab gehen, gibt es auch Momente des Glücks. - Dem Autor ist ein realistisches, gut erzähltes Bild einer Vaterschaft gelungen. Der Rezensent kann aus seiner eigenen Erfahrung so manches bestätigen, sich in das meiste andere zumindest einfühlen. Was heißt es, ein Mann zu sein, ein Vater? Die Lektüre des Buches regt zum Nachdenken darüber an. Man versteht das Buch besonders zu schätzen, wenn man Julia Webers Roman "Die Vermengung" (in BP/mp nicht besprochen) gegenliest. Die Ausgangslage des Schriftstellerpaares Weber und Helle - die Geburt des zweiten Kindes kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie - ist identisch. Dieselben Konflikte, dasselbe Leben, aber einmal aus dem weiblichen Blick der Mutter, hier aus der männlichen Perspektive des Vaters erzählt. Gemeinsam bieten sie einen beeindruckenden Blick auf ein nur scheinbar normales Leben, das wie unser aller Leben, besonders ist.

Friedrich Röhrer-Ertl

Friedrich Röhrer-Ertl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wellen

Wellen

Heinz Helle
Suhrkamp (2022)

287 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750956
ISBN 978-3-518-43077-4
9783518430774
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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