Endstation Russland
Der sympathische Petersburger Student Nikita ist ein Geschichtensammler. Während seiner Eisenbahnreisen quer durch das Land erfährt er von unterschiedlichsten Schicksalen und fühlt sich besonders zu den gesellschaftlich Schwachen hingezogen. Sein soziales Engagement stößt bei einigen seiner Freunde auf Unverständnis. Vor allem Jasja, Nikitas große Liebe, belächelt sein Mitgefühl für die "unglücklichen alten Frauen" und die "hungernden Kinder". Anders Roschtschin, ein 25-jähriger Akademiker: Auch er verurteilt die Korruption, die Rückständigkeit in den Dörfern sowie die insgesamt zunehmende soziale Ungleichheit. Während Nikita jedoch an eine durch Versöhnung zu erreichende "sanfte" Lösung gesellschaftlicher Probleme glaubt, ist Roschtschin von der Notwendigkeit eines revolutionären Umsturzes überzeugt. - Über die z.T. konträren politischen und philosophischen Ansichten junger Menschen im heutigen Russland zu erzählen, hat die 1981 in Perm geborene Autorin Natalja Kljutscharjowa als Auftrag empfunden. Entstanden ist ein temporeicher, humorvolle wie auch groteske Szenen enthaltender lesenswerter Roman, in dem die Autorin das Thema der Orientierungssuche mit den Motiven der Rettung und Erlösung verbindet. (Übers.: Ganna-Maria Braungardt)
Kirsten Sturm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Endstation Russland
Natalja Kljutscharjowa
Suhrkamp (2010)
suhrkamp nova
187 S.
kt.