Menschlichkeit in Zeiten der Angst

Mit ihren Reportagen aus Libyen, dem Kongo, Nordkorea, Ägypten, und dem Sudan lenkt die Autorin unsere Aufmerksamkeit weit über unsere in der "Corona-Krise" immer kleiner gewordenen Tellerrand hinaus auf andere, seit Jahren ungelöste gewalttätige Menschlichkeit in Zeiten der Angst Konflikte. Während aber viele Kriegsreporter bemüht sind, ihre eigenen Gefühle angesichts des Schreckens möglichst mit keinem Wort und keinem Bild zu erwähnen, ist die Autorin hingegen in jedem Beitrag präsent. Das macht sie sympathisch, ist aber manchmal des Guten zu viel. Aber jenseits dieser Kritik vermittelt das gut lesbare und mit vielen Fotos angereicherte Buch einen bewegenden Einblick in Krisenregionen, die zu besuchen sicherlich die meisten Leserinnen und Leser sich niemals trauen würden. "Ich habe den naiven Anspruch", schreibt die Autorin an einer Stelle, "durch Bilder die Welt verändern zu können." Was für ein naiver Wunsch, könnte man einwenden, aber wie könnte man ohne diese Hoffnung die vielen Mühen und existenziellen Risiken als Kriegsreporterin auf sich nehmen? Nach der Lektüre des Buches ist die Welt nicht verändert, aber man hat vielleicht eine andere, weniger egozentrische Sicht auf die Welt jenseits unseres Tellerrandes gewonnen.

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Menschlichkeit in Zeiten der Angst

Menschlichkeit in Zeiten der Angst

Julia Leeb
Suhrkamp (2021)

suhrkamp taschenbuch ; 5075
234 Seiten : zahlreiche Illustrationen (überwiegend farbig)
fest geb.

MedienNr.: 976311
ISBN 978-3-518-47075-6
9783518470756
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ha
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