Mein Opa, sein Widerstand gegen die Nazis und ich
Die Journalistin Nora Hespers, Enkelin des Widerstandskämpfers Theo Hespers (12.12.1903 - 9.9.1943) verbindet in diesem leicht zu lesenden Buch die Geschichte ihres als Widerstandskämpfer hingerichteten Großvaters und die ihres lebenslang traumatisierten Vaters, der seine Erfahrungen als Kind und Jugendlicher, insbesondere den Tod des Vaters, nie verarbeitete, mit ihrem eigenen Leben in einer Welt, in der Kriege, Flucht und Menschenrechtsverletzungen zum Alltag gehören und rechtes Gedankengut - vor allem in den sozialen Medien - grassiert. Nach jahrelanger Sichtung unterschiedlichster Dokumente und nach Gesprächen mit ihrem Vater, zu dem sie erst durch die Arbeit an diesem Buch nach 15 Jahren eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen konnte, gestaltet die Autorin das Lebensbild eines engagierten, in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannten NS-Gegners. Theo Hespers, aufgewachsen in einer bürgerlich-katholischen Familie, kirchlich und in der Gewerkschaftsopposition engagiert, flieht nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 in die Niederlande, von wo er weiter gegen das NS-Regime Stellung bezieht. Die deutsche Besetzung bedeutet das Ende seines persönlichen Widerstandes, er wird verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet. In die Hommage an ihren Großvater flicht Nora Hespers eigene, meist sehr unbefriedigende Erlebnisse mit ihrem Vater ein, dessen ständiges lautstarkes Erzählen über seinen Vater, dessen Egoismus und Rücksichtlosigkeit ihr stets peinlich waren und letztlich zum Bruch mit ihm führten. Neben diesen beiden Ebenen versucht die Autorin aufzuzeigen, was die Haltung ihres Großvaters uns heute zu sagen hat und ob sie uns nicht zur ehrlichen Überprüfung unseres eigenen Verhaltens auffordern sollte. - Rundum empfehlenswert!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Mein Opa, sein Widerstand gegen die Nazis und ich
Nora Hespers
Suhrkamp Nova (2021)
440 Seiten : einige Fotos
kt.