Sei also ohne Sorge, Liebling

"Was brachte normale, liebenswerte Menschen dazu, Hitler als Deutschlands Erlöser zu bejubeln, sich apokalyptische Visionen von Rache und Eroberung zu eigen zu machen, jegliche Nüchternheit, Vernunft und Moral aufzugeben?" Auf diese Frage kann auch dieses Buch, verfasst auf der Grundlage authentischer Briefe vom Historiker Peter Matheson und seiner Frau Heinke Sommer-Matheson (Tochter der beiden Briefschreiber Lilo und Ernst Sommer), keine eindeutige Antwort geben. Aber es gewährt aufschlussreiche, oftmals verstörende Einblicke in das alltägliche Leben eines jungen Paares, dessen Denken und Tun unverrückbar fest in der Ideologie des Nationalsozialismus verwurzelt war und das sich trotz bedrückender und leidvoller Erfahrungen und Entbehrungen der Faszination Hitlers nicht entziehen konnte und den Terror gegen Andersdenkende, die Vernichtungsstrategie gegen die jüdische Bevölkerung sowie die völkerrechtswidrige Annexions- und Eroberungspolitik ausblendete bzw. als notwendig ansah. Die Briefe, die sich Lilo und Ernst Sommer von ihrem Kennenlernen 1935 bis zu Ernsts Tod 1942 schrieben, sind in erster Linie Ausdruck und Zeugnis ihrer tiefen Liebe und Verbundenheit, aber sie belegen auch den überschwänglichen Patriotismus und die überbordende Begeisterung gerade der jungen Leute für den Führer und die Leistungen des NS-Regimes, das insbesondere Heranwachsenden ungeahnte Freiheiten bot, sowie das unerschütterliche Festhalten an den propagandistisch eingehämmerten Zielsetzungen. Die Briefe zeigen in ihrer Gesamtheit die große Schwierigkeit, verschiedene Lebenswirklichkeiten - Alltag in der Familie und Kriegseinsatz - trotz Liebe, Verständnis und Rücksichtnahme zu vereinbaren. - Allen Büchereien zu empfehlen!