Wie man ein Kind lieben soll

Korczak, der seinen Idealen getreu zusammen mit seinen Zöglingen 1942 ins KZ und damit in den Tod ging, hat 1929 ein für die damalige Pädagogik ungewöhnlich modernes Buch geschrieben. Basierend auf den pädagogischen Vorstellungen Pestalozzis hat Wie man ein Kind lieben soll der Arzt und Leiter eines jüdischen Waisenhauses in Warschau Ansätze formuliert, die seiner Meinung nach Grundlage von Erziehung sind. Korczaks Buch gliedert sich in vier große Teilbereiche. Im ersten "Das Kind in der Familie" zeigt er sich als fachkundiger Arzt, empathischer Beobachter, Entwicklungspsychologe und pädagogischer Ratgeber. In 116 Abschnitten, man könnte sie teils auch als Thesen, teils als Situationsbeschreibungen bezeichnen, begleitet er die Entwicklung eines Kindes von der Geburt bis hinein in die Pubertät mit seinen Gedanken und reformpädagogischen Überlegungen. Der zweite Teil dreht sich um Erziehungsschemata in Internaten und das tägliche Zusammenleben von Erziehern und Zöglingen, vieles lässt sich aber auch auf allgemeine Erziehungssituationen übertragen. Im dritten Bereich beschäftigt sich Korczak mit seinen Erfahrungen in "Sommerkolonien", Ferienfreizeiten für Stadt- und Arbeiterkinder im Polen des 20. Jh. Von wieder größerer Bedeutung sind Korczaks Ideen zur Konzeption eines Waisenhauses. Er bedenkt bis ins kleinste Detail die pädagogischen Ansprüche und Bedürfnisse des jeweils einzelnen Kindes nach den Prinzipien des Mitspracherechts und der Selbstverantwortung. - Ein Klassiker der Pädagogik, der, dem Original verpflichtet, hier gelegentlich etwas antiquiert formuliert ist (Übers.: Armin Droß), der aber in seinen Kernpunkten zeitlos gültig bleibt. Sehr zu empfehlen.

Josef Schnurrer

Josef Schnurrer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wie man ein Kind lieben soll

Wie man ein Kind lieben soll

Janusz Korczak. Hrsg. und mit einer aktuellen Einf. versehen von Sabine Andresen
Vandenhoeck & Ruprecht (2018)

284 S.
kt.

MedienNr.: 918757
ISBN 978-3-525-71149-1
9783525711491
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Pä
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