Vor einem großen Walde

In den Wirren des Bürgerkriegs 1991 gelingt Irakli mit seinen Söhnen, acht und zehn Jahre alt, die mühsame Flucht quer durch Europa nach London, für die Mutter ist ein Visum unerschwinglich, und nie reicht das Geld, um sie nachzuholen. Als die Vor einem großen Walde Söhne erwachsen sind, macht sich Irakli auf eine Reise in die Vergangenheit, um Abschied zu nehmen von all den inzwischen Verstorbenen. Zunächst sendet er noch Nachrichten. Als die ausbleiben, macht sich Sandro, der ältere Bruder, auf die Suche. Als auch dessen "Brotkrumen", eine Allegorie auf Grimms Märchen und die brüderliche Geheimsprache, verstummen, folgt als letzter Saba, der die Geschichte erzählt. Zwanzig Jahre nach seiner Flucht steht er völlig verlassen wieder am Flughafen von Tbilissi, und hier beginnt eine atemberaubende Jagd nach geheimen Botschaften, die Sandro überall hinterlassen hat, denn Irakli und jetzt auch die Brüder sind in den Fokus der Kriminalpolizei geraten; warum, erfährt Saba erst viel später... Mit der Hilfe von Nodar, der ihn fluchend, aber mit einem Herz aus Gold und seinem unverwüstlichen Taxi durch den aberwitzigen Großstadtdschungel und schließlich bis in den Hohen Kaukasus und über die verbotene Grenze nach Südossetien lotst, findet Saba den Bruder und kommt den Fußspuren seines vor sich selbst fliehenden Vaters immer näher... - Von den Auswirkungen von Krieg, Flucht, Zerstörung und Vertreibung, von menschlichen Tragödien und menschlicher Größe erzählt der Autor bei aller Schwere mit viel Humor und einer wunderbaren Leichtigkeit. Sehr gern empfohlen.

Elisabeth Bachthaler

Elisabeth Bachthaler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Vor einem großen Walde

Vor einem großen Walde

Leo Vardiashvili ; aus dem Englischen von Wibke Kuhn
claassen (2024)

457 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 617643
ISBN 978-3-546-10094-6
9783546100946
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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