Hitlers Elite

Neu sind die Befunde dieser Studie nicht, die Auskunft gibt über den Anteil der gut ausgebildeten Eliten in der Führungsspitze der Nazis und den militärischen Einsatzkommandos im Rahmen der Eroberungsfeldzüge vornehmlich im Osten Europas. Der junge französische Historiker konzentriert sich darin vielmehr auf exemplarische Fälle und untersucht die soziale, vor allem die ideologische Herkunft der Täter. Wo haben sie studiert, in welcher kulturellen Tradition sahen sie sich selbst, warum fiel es ihnen leicht, sich direkt oder "nur" in der Planung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu beteiligen, in welchen akademischen Netzwerken bewegten sie sich, um innerhalb des NS-Systems eine berufliche Karriere zu machen? Es gibt eine enge Verbindung zwischen der nationalistischen und völkischen Ideenwelt aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, den konservativen akademischen Zirkeln der Weimarer Republik und den Weltbildern derjenigen, die sich während der Nazi-Jahre als "deutsche Elite" verstanden, aber keine Skrupel besaßen, sich an brutalsten Verbrechen zu beteiligen, so eine zentrale These des Autors. Dass es aber auch im intellektuell gebildeten deutschen Bürgertum immer entschiedene Oppositionelle gegen das Regime von Adolf Hitler gab, wird leider zu wenig thematisiert. Entstammte nicht ein großer Teil des Widerstands der bürgerlichen und aristokratischen Elite Deutschlands? Es handelte sich dabei allerdings um eine Minderheit, und in dem Weltbild der hier vom Autor vorgestellten Akademiker konnte sich leider eine Mehrheit von Deutschen wiederfinden. - Insgesamt ist das gut geschriebene Buch sehr empfehlenswert.