Vierzig Herbste
Anfang der 1980er Jahre leitet die Nachrichtenoffizierin der USA, Nina Willner, eine geheimdienstliche Operation in Ostberlin, um nachrichtendienstliche Daten zu sammeln. Für sie als Tochter einer 'Republikflüchtigen' ein besonders heikles Unterfangen. Schon seit sie als Kind von der Flucht ihrer Mutter 1949 nach Westdeutschland und der in der DDR zurückgelassenen Familie erfuhr, will sie alles über ihre ostdeutschen Verwandten und deren Leben hinter dem 'Eisernen Vorhang' wissen. Doch erst nach der Wende erfährt sie, dass ihr Opa, der seinerzeit unter Hitler nationalsozialistisches Gedankengut lehrte, als überzeugter Kommunist in der DDR weiter als Lehrer fungierte. Während sie selbst in den USA Karriere machen und sich überall frei bewegen konnte, war dies selbst ihrer als Nationalsportlerin gefeierten Cousine, die viele Privilegien genoss, nicht möglich. - Willner gelingt es, am Beispiel ihrer Familie schonungslos, aber einfühlsam, die Lebensverhältnisse in der DDR nachzuzeichnen. Dabei bezieht sie die politischen Hintergründe und Entwicklungen so aufschlussreich mit ein, dass dieses persönliche Buch der Autorin auch als Schullektüre geeignet ist, um dieses Kapitel deutscher Geschichte klar verständlich darzubieten.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Vierzig Herbste
Nina Willner
Propyläen (2017)
427 S. : Ill.
fest geb.